Blog für Eltern und pädagogische Fachkräfte
Kinder und Trauer
🌿 Welche Vorstellung haben Kinder von der Geburt
bis 2 Jahren zu Sterben und Tod?
Ab dem ca. 6 Monat beginnt das Kind eine innere Repräsentanz von Menschen und Dingen zu entwickeln.
Man spricht von der so genannten Objektpermanenz.
D.h. alles, was verschwindet, ist nicht vergessen
Ab diesem Lebensmonat erkennen Kleinstkinder ihre Bezugspersonen und vermissen sie, wenn sie nicht anwesend sind.
So verhält es sich auch mit Gegenständen.
Demnach Kinder, die ihr Kuscheltier vermissen diesen Verlust vergleichbar stark erleben können.
Ein Kleinstkind ist noch nicht in der Lage abstrakt zu denken und eine Trennungszeit z.B. von einem Elternteil zu erfassen.
Tot sein bedeutet demnach nicht mehr da sein.
Die Gefühle, die das Kleinstkind erlebt, sind gleichwohl Gefühle des Verlassen und Allein seins, ebenso wie Trauer, Schmerz, Wut etc. 🌿
(vgl. Franz (2014) in: Tod und Trauer in der Kita (2019), Herder Verlag. Freiburg)
🌿 Welche Vorstellung haben Kinder im Alter von 2-7 Jahren
zu Sterben und Tod?
Kinder haben, bis zum dritten Lebensjahr, ein begrenztes bzw. gar kein Verständnis vom Tod.
D.h. sie können wenig damit anfangen und beschäftigen sich folglich nicht damit.
Nach Jean Piaget, einem wichtigen Entwicklungspsychologen, ist das kindliche Denken noch magisch-animistisch ausgerichtet. D.h. das kindliche Denken konstruiert eigene Erklärungsmodelle, um die Welt zu verstehen.
Dass ein zuvor lebendiger Mensch oder z.B. das eigene Haustier "tot" ist, ist nur schwer bis gar nicht zu verstehen.
An welche Vorstellung glauben Kinder in diesem Alter?
Kinder gehen, in der ersten Begegnung und Auseinandersetzung, eher unemotional mit Tod und Sterben um. Leben und Tod wird austauschbar.
Kinder reagieren, in der Regel, mit wenig Angst auf das Thema Tod, sie sind neugierig und interessieren sich z.B. für ihren eigenen Ursprung und fragen “unemotional“ nach dem Tod.
Im Alter von ca. fünf Jahren beginnen die meisten Kinder den Tod als ein Ereignis zu verstehen, das „anderen zustößt“ (...)
Mit Beginn des Schulalters verdichtet sich bei Kindern die Ahnung von der unausweichlichen Tatsache des Sterbens.
Über den eigenen Tod machen sich Kinder allerdings noch wenig Gedanken.
Kinder zeigen ein naturwissenschaftliches Interesse am Tod d.h. sie wollen wissen, wie sich der Körper in der Erde verändert. Sie interessieren sich für Friedhöfe, Gräber, Beerdigungen usw. (...)
(vgl. Franz (2014) in: Tod und Trauer in der Kita (2019), Herder Verlag. Freiburg)
Nur Mut liebe Erwachsene! Kinder brauchen große Menschen, die entwicklungsangemessen auf ihre Fragen eingehen.
Diese Zuwendung ist Modell für eine selbstbestimmte und autonome Auseinandersetzung mit dem Tod.
🌿 Welche Vorstellung haben Kinder ab 12 Jahren
und älter von Sterben und Tod?
Die Entwicklungspsychologie beschreibt ab diesem Alter das so genannte abstrakte Denken.
Demnach Kinder in diesem Alter das Sterben und den Tod realistisch begreifen.
Sie wissen um die Endlichkeit des Lebens und entwickeln eine Vorstellung über diese Dimension von Zeit, diese zu akzeptieren selbst erwachsenen Menschen schwerfällt.
Mit Beginn der Pubertät entwickeln und diskutieren Kinder und Jugendliche auch spirituelle und religöse Gedanken.
Die Gruppe der Gleichaltrigen ( peer group) sind dabei wichtige Austauschpartner und Ideenentwickler.
Ab dem 12. Lebensjahr besitzt das Kind auch ein Zeitverständnis gleich dem eines Erwachsenen, sodass die Dimension „Endlichkeit“ gedanklich nachvollzogen werden kann.
Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren haben ein umfangreiches Wissen zu möglichen Todesursachen.
Sie wissen daher, dass der Tod unwiderruflich ist und fragen nach dem Sinn des Lebens.
(vgl. Franz (2014) in: Tod und Trauer in der Kita ( 2019), Herder Verlag. Freiburg)
Obwohl wir Erwachsenen um unsere Endlichkeit wissen, bringen uns Fragen von Kindern und Jugendlichen oft an die eigenen Grenzen.
Wir sind konfrontiert mit der Klärung eigener Vorstellungen und Ängste, die wir zu diesem Thema haben.
Die Beschäftigung mit den Themen Sterben und Tod ist eine Lebensaufgabe, die sich prozesshaft entwickelt.
So ist es ein normales Geschehen, wenn wir im Laufe unseres Lebens neue, veränderte oder erweiterte Vorstellungen dazu entwickeln.
Im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen ist es von Bedeutung, echt zu sein, Gefühle zu benennen und Unsicherheiten aussprechen zu können.
Wir müssen nicht perfekt sein, sondern einfach nur menschlich...
Ein paar Impulsfragen:
Welche Vorstellung hast Du vom Tod?
Woran glaubst Du und worauf hoffst Du?
Was gibt Dir Trost und Zuversicht?